Wadersloh – Eine größere Anzahl interessierter Mitglieder der FWG Wadersloh e.V. besuchte jüngst das private Klimawald-Projekt der Familie Schnitker an der Grenze zwischen Wadersloh und Diestedde an der dortigen alten Landwehr. Die Exkursion offenbarte eindrucksvoll, wie naturnahe Aufforstung mit Blick auf den Klimawandel gelingen kann – und welche Herausforderungen dabei zu meistern sind.
Seit 2018 bewirtschaften Heinrich Schnitker, Imker, und sein Sohn Markus, Gärtnermeister, ihr rund vier Hektar großes Waldstück an der Waldstraße. Die Fläche war teils von Altbestand aus Rotbuchen und Eichen geprägt, teils von einer abgeernteten Pappelfläche, die über Jahre nicht wieder aufgeforstet und von Brombeeren überwuchert war.
Die Familie verzichtete bewusst auf Fördermittel, um frei über die Baumarten entscheiden zu können, die neu gepflanzt werden sollten. Dem Imker Heinrich Schnitker lag es am Herzen, blühende Bäume zu pflanzen um seinen Bienen ganzjährige eine Tracht zu bieten. Gepflanzt wurden bisher insgesamt etwa 3000 klimaresiliente Bäume wie Esskastanie, Wildkirsche, Elsbeere, türkische Baumhasel, Sommer- und Winterlinde, Walnuss, Silberlinde, Traubeneiche sowie verschiedene Weidenarten. Auch Nadelbäume wie Douglasie, Küstentanne, Lärche und Nordmanntanne wurden testweise in immergrüne Inseln integriert. Für die Bienenhaltung wurden auch hohe Sträucher wie Pfaffenhütchen, Weißdorn sowie die nichtheimischen Baumarten Glockenbaum und Akazie ergänzt. Dem Klima ist die Herkunft der Bäume egal – sie müssen mit dem limitierenden Faktor Wasser zurechtkommen.
Nach sieben Jahren zeigen sich erste Ergebnisse: Viele Bäume haben bereits Höhen von bis zu sieben Metern erreicht. Besonders Esskastanie und Winterlinde kommen offensichtlich gut mit Trockenheit und Wassermangel zurecht. Der Altbestand hingegen leidet – insbesondere die Rotbuche zeigt deutliche Schäden durch Dürre und Schädlingsbefall und einige ausgewachsene Exemplare sind leider schon abgestorben. Im Gegensatz zur Eiche, einem Tiefwurzler ist die Rotbuche ein Herzwurzler mit einem größeren Anteil an Flachwurzeln. Den Tiefwurzlern gehört offensichtlich die Zukunft bei den sich gewandelten Klimaverhältnissen in unserer Region.
Ein weiteres Thema der Exkursion war auch die Pflege der Neupflanzungen: Um junge Bäume vor Gras, Brennnesseln und Brombeeren zu schützen, ist eine kontinuierliche Pflege über das Jahr hin unerlässlich. Nur ein ständiger Rückschnitt dieser Konkurrenzpflazen verhindert das vertrocknen der jungen Bäume. Im 2023 im Orteil Liesborn auf Initiative des Netzwerkes Klimaschutz und Nachhaltigkeit gepflanzten Klimawaldes wurden diese Pflegemaßnahmen jetzt auch durchgeführt, um das Absterben der Jungbäume zu verhindern. Weiterhin stellt der Wildverbiss durch Rehwild und sowie das Fegen des Geweihbastes durch dieses an jungen Nadelbäumen eine große Herausforderung dar: Jeder Baum muss einzeln mit Draht umfasst und geschützt werden, was hohe Investitionen an Zeit und Geld bedeuten.
Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Projekt der Familie Schnitker sind von großer Bedeutung für die zukünftige kommunalpolitische Arbeit der FWG in den Gremien der Gemeinde Wadersloh. Sie sollen direkt in die Planung und Umsetzung weiterer geplanter Zukunftswälder in den Ortsteilen einfließen – als praktisches Modell für eine zukunftsfähige, artenreiche und widerstandsfähige Waldentwicklung. Diversität bei den Bäumen bedeutet auch Diversität bei Insekten und Vögeln. Des Weiteren sollen sie bei der Anpflanzung von klimatauglichen und zukunftsträchtigen Bäumen im öffentlichen Raum Berücksichtigung finden.
